Partei für den Frieden

Von Irmgard Kirchner · · 2001/07

Auch in Österreich wird jetzt eine Ausbildung in „Friedensjournalismus“ angeboten.

Berichte und Bilder in den Medien haben nachweislich Einfluß auf den Verlauf von Konflikten und Kriegen. Ein Beispiel von vielen: 1990 berichteten US-Medien davon, dass Saddam Hussseins Soldaten in Kuwait Brutkästen ausschalteten. Die als Quelle zitierte Krankenschwester stellte sich später als die Tochter des Kuwaitischen Botschafters in den USA heraus. Die Fünfzehnjährige hatte zwar Kuwait seit Jahren nicht mehr betreten, ließ sich aber gut für die Kriegs-Werbe-Strategie der Washingtoner PR-Firma Hill und Knowlton einsetzen.

Wie können JournalistInnen verhindern, sich von einer Seite vereinnahmen und sich für Konflikte instrumentalisieren zu lassen, also in die Falle des „Kriegsjournalismus“ zu tappen? Diesen Begriff hat der berühmte norwegische Friedensforscher Johan Galtung geprägt: Kriegsjournalismus reduziere Frieden auf die Formel: Frieden ist gleich Sieg einer Konfliktpartei mit anschließendem Waffenstillstand.

Objektivität im Journalismus wird nicht nur von den MedienkritikerInnen, sondern auch von den ProtagonistInnen selbst (siehe nebenstehender Artikel) in Frage gestellt. Wenn Journalismus also immer parteilich sei, dann – so regt es Galtung an – sollten JournalistInnen zumindest bewusst Partei ergreifen: Partei für den Frieden.

„Friedensjournalismus“ kann durch ein Training in Konfliktbearbeitung gelehrt und erlernt werden. Bei jedem Konflikt kommt es im Laufe der Eskalation zu einer Vereinfachung der Konfliktthemen, zu einer Polarisierung auf zumeist zwei Konfliktparteien mit möglicher Dämonisierung einer der beiden. Diese Mechanismen gelte es bewusst zu machen. Praktisch bedeutet „Friedensjournalimus“ nach Galtung unter anderem: Informationsquellen abseits offizieller Berichte von Machtträgern erschließen, die Vielzahl der Konfliktpunke und der unterschiedlichen Ziele der Konfliktparteien darstellen, ungehörten Stimmen Gehör verschaffen, den Konfliktparteien ein menschliches Gesicht geben. Ein Beispiel dazu: BBC-Korrespondent Fergal Keane berichtete aus dem Bürgerkrieg in Ruanda über einen Hutu-Präfekten in einem Bezirk der Hauptstadt Kigali, der einen lebensrettenden Konvoi für einige hundert Tutsi-Kinder organsierte.

Seit einigen Jahren ist eine Förderung des „Friedensjournalismus“ Teil der internationalen Arbeit von Galtung im Rahmen seines weltweiten Transcend-Netzwerkes für Frieden und Entwicklung. Im Mai dieses Jahres formierte sich auch in Wien eine Initiativgruppe, die Traninigskurse in der Transcend-Methode anbietet.

Diese Methode der „Konflikttransformation mit friedlichen Mitteln“ enthält zwölf unterschiedliche Programme. Im kommenden September werden in Wien Workshops zu „Friedensjournalismus“ (in Kooperation mit unter anderen dem SÜDWIND-Magazin) und „Versöhnungsarbeit“ angeboten.


Termine:

7. – 9. September 2001: Friedensjournalismus als Beitrag zur Konflikttransformation

14. – 16. September 2001: Versöhnungsarbeit als Beitrag zur Konflikttransformation

Die Abendseminare am jeweils ersten Kurstag (Freitag 19-22 Uhr) stehen allen Interessierten offen. Eine Zertifizierung in der TRANSCEND-Methode erfordert die Teilnahme an mindestens drei Workshops mit Johan Galtung und die regelmäßige Mitarbeit in einer Jahresgruppe.

Informationen und Anmeldung:
TRANSCEND Wien,
E-Mail: transcend_wien@gmx.at;
Tel. 0676/ 53 68 539

Allgemeine Informationen zur TRANSCEND-Methode: www.transcend.org.

www.transcend.org.

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