Segu. Die Mauern aus Lehm

Von Redaktion · · 2013/04

Maryse Condé

Roman. Aus dem Französischen von Uli Wittmann, Unionsverlag, Zürich 2012, 640 Seiten, Euro 12,95

Die BBC-Korrespondentin und Literaturdozentin Maryse Condé wurde 1937 auf Guadeloupe geboren und lebte viele Jahre in Westafrika. Der Schweizer Unionsverlag brachte eine Neuauflage des bereits 1980 erschienen Romans heraus. Aber obwohl die Familiensaga aus dem malischen Reich des 18. und 19. Jahrhunderts bereits fast 30 Jahre alt ist, büßt die Geschichte um Macht und Politik leider nichts an Aktualität ein. Im Mittelpunkt des 600 Seiten starken Romans stehen der Untergang der Stadt Segu und die Familiengeschichte des adeligen Dusika Traore, die gleichzeitig eine Geschichte über die Rivalität der Religionen und Ethnien, über Sklavenhandel, Familienbande sowie die Liebe ist.

Die Geschichte beginnt um 1790 mit der Ankunft des Islam in Westafrika. Der älteste Sohn Tiekoro hat als erster den Mut, sich von den animistischen Bräuchen seiner Familie und des Bambara-Volks zu lösen. Ab da scheint in Segu alles bergab zu gehen: Das Familienoberhaupt Dusika wird durch Intrigen am Hof gedemütigt und die Stadt muss verschiedenen Machtkonflikten widerstehen. Tiekoros jüngerer Bruder Naba wird als Kind an Sklavenhändler verkauft und landet schließlich in Brasilien, von wo er als Erwachsener mit Frau und Kindern wieder zurückkehrt. Die Halbbrüder Siga und Malobali landen auf abenteuerliche Weise als Händler in Marokko beziehungsweise im Heer eines Herrschers im heutigen Benin. Sie alle zieht es im Lauf ihres Lebens nach Segu zurück.

Der Roman ist faszinierend zu lesen, vor allem, weil man den Vergleich zu heutigen Bräuchen und Sitten in Westafrika plötzlich klarer nachvollziehen kann. Der Autorin gelingt es mit akribischer Genauigkeit und einem beeindruckenden Wissen über das Innere Westafrikas zu jener Zeit eine Atmosphäre zu schaffen, die gleichzeitig authentisch und spannend ist. Das Schicksal der Frauen ist jedoch ein trauriges: Ehefrauen, Konkubinen und Sklavinnen nimmt man sich, indem man sie als junge Mädchen vergewaltigt. Auch wenn die Frauen von ihren Männern teilweise aufrichtig geliebt werden, findet eine wahre Emanzipation bis zum Ende des Romans im Jahr 1860 nicht statt.
Sophie Hofbauer

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