„Sinnvoll verknüpft“

Von Die Redaktion · · 2001/04

Vernetzung ist im Rahmen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit immer wichtiger geworden. Dabei sind eigene Spielregeln zu beachten. Das SÜDWIND-Magazin sprach mit Ingrid Schwarz, der Leiterin des Regionalbüros NÖ Süd der Südwind Agentur, über die regionale und grenzüberschreitende Netzwerkarbeit in Niederösterreich.

Im letzten Jahr hat sich die Südwind Agentur in Wiener Neustadt mit den Arbeitsbereichen ”Nachhaltige Regionalentwicklung und grenzüberschreitende Vernetzung“ noch stärker als bisher der Vernetzungsarbeit zugewandt. Ziel ist es, über Gemeinden und Regionsverbände die Themen ”Umwelt und Entwicklung“, ”Nachhaltigkeit“ und ”Partizipation“ einzubringen. Weiters wurden Schritte zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und zum Aufbau von langfristigen Bildungskooperationen mit slowakischen Schulen und Universitäten gesetzt.

S Ü D W I N D: Was bedeutet Netzwerkarbeit in der Südwind Agentur Niederösterreich?

S C H W A R Z: Netzwerkarbeit für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit heißt: Aufbau von Kommunikationsräumen für den Austausch von Wissen, Nutzung von Synergien und Abbau von Vorurteilen. Gemeinsame Themen wie Entwicklung, Umwelt, Menschenrechte und Friedenspädagogik können dadurch mehr politisches Gewicht erhalten. Alle Regionalstellen der Südwind Agentur erfüllen diese regionale und lokale Integrationsfunktion. In Niederösterreich haben wir uns diese Funktion auch für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit mittel- und osteuropäischen Staaten zum Ziel gesetzt.

Wie funktioniert die grenzüberschreitende Netzwerkarbeit?

Der Aufbau von Netzwerken ist dort ganz besonders interessant, wo Organisationen an Grenzen – sowohl räumliche als auch soziale – stoßen. Netzwerke helfen gleichsam, diese Grenzen zu überwinden, indem sie zwischen Mitgliedern aus verschiedenen Organisationen, Personen aus unterschiedlichen Wertsystemen und auch zwischen verschiedenen sozialen Systemen sinnvolle Verknüpfungen ermöglichen. Aus diesen Erfahrungen entwickeln sich Projekte, die partizipativ, motivierend und aktivierend sind. Darüber hinaus ist Netzwerkarbeit immer als Prozess zu verstehen. Vernetzung ist immer informativ und kommunikativ, kooperativ und koordinierend.

Welche konkreten Beispiele der Zusammenarbeit gibt es?

Im September 2000 fand in Wiener Neustadt ein Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern von slowakischen Gemeinden und Universitäten statt. Dabei wurde eine inhaltliche Abstimmung für eine mehrjährige Zusammenarbeit im Rahmen eines Interreg-Projektes diskutiert. Das ist eine Projektschiene zur Förderung und Unterstützung von interregionaler grenzüberschreitender Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union und mit den mittel- und osteuropäischen Beitrittskandidaten. Daraus folgte wiederum ein Arbeitsbesuch in Kamenin in der Südslowakei mit den Schwerpunktthemen Kooperationen von Gemeinden im Klimabündnis und von Schulen zu entwicklungs- und umweltpolitischer Bildungsarbeit.
Im Bereich Bildungskooperationen fand im November 2000 in Bratislava die Projektwoche ”Interkulturelle Konfliktfähigkeit, Forumtheater, Globales Lernen – Sozialräumliche Identität, Konfliktbewältigung“ gemeinsam mit dem SOG. THEATER und slowakischen Universitäten statt. Und im März 2001 arbeiteten in Wiener Neustadt Studenten, Lektorinnen und Lehrer aus Österreich und der Slowakei im Rahmen eines Workshops gemeinsam zum Thema ”Bildung für Nachhaltigkeit“.

Welche Faktoren sind bei grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Vernetzung im interkulturellen Kontext besonders zu berücksichtigen?

Zum einen sind es bewusste und unbewusste Vorurteile über die Menschen jenseits der Grenze, zum zweiten sind die Traditionen des Umganges mit Konflikten zu berücksichtigen. Kulturelle Unterschiede – wie andere Weltbilder, Raum- und Zeitkonzepte etc. – können, müssen aber nicht unbedingt eine Rolle spielen. Wichtig ist dabei vor allem, dass Kulturen nicht homogen, statisch und in sich abgeschlossen sind, sondern dass wir im Zeitalter der Globalisierung schon längst in einer Vielzahl miteinander vernetzter Kulturen leben, so dass die Unterschiede zwischen Angehörigen ”einer“ Kultur – zum Beispiel zwischen Stadt- und Landbewohnern – auch größer sein können als zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen.

Können diese Themen auch selbst Inhalte eines grenzüberschreitenden Projektes sein?

Ja. Für die genannten Schwerpunkte werden in einer interkulturell zusammengesetzten Arbeitsgruppe Materialien erstellt und erprobt, die generell für eine Verbesserung der Kommunikation für grenzüberschreitende Projekte im Schul- und Universitätsbereich sowie im Gemeinde- und Wirtschaftsbereich zwischen Österreich und der Slowakei einsetzbar sind.

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