Utopische Realpolitik. Die neue Linke in Lateinamerika

Von Robert Lessmann · · 2011/06

Helge Buttkereit

Sachbuch. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn 2011 (2. Aufl.), 175Seiten, € 16,90

Es spricht für die Aktualität des Themas und die Qualität des im Jahr 2010 erschienenen Buches, dass es bereits in der zweiten, erweiterten Auflage vorliegt. „Utopische Realpolitik“ unterscheidet sich von anderen Auseinandersetzungen mit der „neuen Linken“ in Lateinamerika (z.B. Berger/Gabriel, 2010) vor allem dadurch, dass es als Monographie aus einem Guss geschrieben ist. Wissenschaftliches Denken in bester neomarxistischer Tradition (Luxemburg, Dutschke) bestimmt die Linie des ansonsten „stoffgeleiteten“ Buches: Eine Bestandsaufnahme also.

Der Autor beschreibt auch offen sein Manko: Das Buch ist von Europa aus geschrieben. Es leistet einen – notwendigerweise kursorischen – Überblick über die Prozesse in Venezuela, Bolivien, Ecuador und bei den Zapatisten in Mexiko. Herausgearbeitet werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, kritisch, aber immer solidarisch und unter Berücksichtigung des jeweiligen historischen Hintergrunds. So wird beispielsweise die zapatistische Räte- und Autonomiestruktur knapp und präzise erklärt – ein Highlight!

Untersucht werden die verschiedenen Prozesse nicht nur nach Ländern, sondern auch nach Themen, etwa Selbstorganisation der Basis, die solidarische Ökonomie und der neue Internationalismus. Dabei werden implizit und explizit zum Teil eklatante Schwächen und Versäumnisse ökonomischer Art deutlich. Besonders verdienstvoll ist die Darstellung des ALBA-Prozesses.

Die wichtigste Gemeinsamkeit sieht der Autor in der Selbstorganisation von unten, die in Bolivien vor dem Hintergrund des starken Indigenismus, aber auch der Organisationstradition der Arbeiterbewegung am weitesten fortgeschritten ist. Buttkereit beschreibt seinen Ansatz als „Suche nach Alternativen zum ‚menschenverachtenden Kapitalismus’“: „Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts muss ein Sozialismus der Basis sein. Oder er wird nicht sein.“ (S.9) Die untersuchten Prozesse können nicht als Blaupause für Europa dienen, geben aber zu Hoffnung Anlass, schreibt Buttkereit. Für ihn handelt es sich um revolutionäre Prozesse, wo die „politische Macht von einer sozialen Gruppe auf eine andere übergeht und dann grundlegende Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft erfolgen“ (S.20).

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