Wo ist Bruno Manser?

Von Werner Hörtner · · 2001/03

Der Schweizer Freund und Förderer des Urwaldvolkes der Penan im malaysischen Teil von Borneo ist seit Mai 2000 dort verschollen. Die Holzkonzerne hatten auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt, berichtet Werner Hörtner.

Man muss sich für ein Herzensanliegen vom Scheitel bis zur Sohle einsetzen“, war Bruno Mansers Devise, und diesem Motto entsprechend lebte der 46-jährige Regenwaldschützer aus Basel. Von 1984 bis 1990 hatte Manser mit den Penan in Sarawak, dem malaysischen Gliedstaat auf Borneo, gelebt, hatte die Sprache, das Wissen und die Überlebenstechniken der Waldnomaden erlernt. Seither setzte er sich unermüdlich dafür ein, die Lebensgrundlagen der Penan zu retten: vor den eindringenden Holzfällern und vor der Armee, die den Urwald „erschloss“. 1990 erklärte ihn die malaysische Regierung zum Staatsfeind und wies den Regenwaldaktivisten, der eigentlich den Beruf eines Senners gelernt hatte, aus.
Seither bemühte sich Manser unermüdlich, die Weltöffentlichkeit auf das Schicksal der Penan aufmerksam zu machen. Vor dem Schweizer Parlament in Bern führte er einen 60-tägigen Hungerstreik durch, um einen Importstopp für Tropenholz durchzusetzen, sprang mit dem Fallschirm auf den UN-Sitz in Genf ab sowie im Jahr 1999 mit einem Gleitschirm auf die Residenz des Chief Minister von Sarawak, Taib Mahmud. Und mehrmals reiste er unerkannt zu den Penan, die ihn mittlerweile als „großen Vater und Förderer“ anerkannten. Der Weiße war zu einem „Laki Penan“, einem „Penan-Mann“, geworden.

Aber alle noch so spektakulären und gefährlichen Aktionen fruchteten nichts. Mitte Februar des Vorjahres klagte Manser den Regierungschef Sarawaks öffentlich an: „Taib Mahmud ist mit seiner Lizenzvergabe an die Holzkonzerne persönlich dafür verantwortlich, dass innerhalb einer Generation fast der ganze Urwald Sarawaks in ein Schlachtfeld verwandelt wurde.“
Vom indonesischen Teil Borneos aus gelangte Manser nach Sarawak. Sein letztes Lebenszeichen stammt vom 23. Mai: ein Brief an seine Schweizer Lebensgefährtin. Seither ist der Umweltaktivist verschwunden.
Der in Basel ansässige Bruno-Manser-Fonds (BMF) organisierte im vergangenen Dezember einen Helikopter-Einsatz mit einem Boden-Team, das mit Hilfe von Penan-Führern die Spuren Mansers verfolgte. Ohne Erfolg. Die Nomaden hatten früher schon ihren Schweizer Freund gesucht. Sie berichteten, in den Monaten Mai und Juni in der Region einen starken Einsatz von Polizeiund Militäreinheiten beobachtet zu haben. Diese Truppen sind in der Vergangenheit oft von der Holzindustrie eingesetzt worden, um den Widerstand der Penan gegen die Abholzungen zu brechen.
Mehrere Holzfirmen, von denen eine dem Umweltminister von Sarawak gehört, haben ein Kopfgeld von 50.000 US-Dollar auf Bruno Manser ausgesetzt. Sie stellen auch kriminelle Banden an, um die UreinwohnerInnen einzuschüchtern.
Die Suchmannschaften kamen zu dem Schluss, dass der Schweizer nicht bewusst untergetaucht ist, (nach Aussagen der malaysischen Behörden) nicht gefangen gehalten wird und dass eine „Fremdeinwirkung in Zusammenhang mit Mansers Verschwinden nicht ausgeschlossen werden kann“.

Der BMF recherchiert weiter vor Ort über das Schicksal von Bruno Manser und versucht, durch internationale Aktionen die Regierungen von Sarawak und Malaysia zu einem sofortigen Stopp aller Regenwald-Abholzungen in den PenanReservaten zu bewegen.
Auf einer ausgezeichnet gestalteten Homepage informiert der Fonds über die Suche nach Manser und die entsprechenden Aktivitäten (www.bmf.ch); dort sind auch Protestbriefe herunterzuladen. Der BMF gibt weiters „Tong Tana“ heraus, eine Zeitung zu den Themen Regenwald, Indigenenrechte und Holzhandel (BMF, Heuberg 25, CH4051 Basel, E-Mail: info@bmf.ch).

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