Zum Eintauchen nach dem Auftauchen

Von Redaktion · ·
Buchcover der vorgestellten Titel

Vielseitiger Lesestoff für Sommerstunden auf Empfehlung unserer Redakteurinnen.

In seiner Autobiografie Mein Leben in Indien, die 2022 erschienen ist, und in einem Interview mit Redakteurin Christina Schröder erwähnte der Religionswissenschaftler, Übersetzer und Autor Martin Kämpchen eine Anekdote, die in Indien kursierte. Ihr zufolge bereiste ein ausländischer Journalist eine Woche lang Indien und schrieb danach vor Begeisterung, ein Buch darüber. Ein zweiter reiste zwei Monate und rang sich eine zehnseitige Reportage ab. Ein dritter blieb ein Jahr und klappte danach seinen Laptop zu, denn er brachte keinen passenden Satz über Indien zustande.

Buchcover zu "Der Duft des Göttlichen - Indien im Alltag" von Martin Kämpchen.

Kämpchen blieb genau 50 Jahre im Land und schrieb nach seiner krankheitsbedingten Rückkehr nach Deutschland ein zweites Buch „Der Duft des Göttlichen. Indien im Alltag“ (Patmos Verlag Ostfildern, 2025, 173 Seiten, 20,95 €). Das könne er, weil es auch diesmal nicht der Versuch gewesen sei, das Land oder die Inder:innen zu beschreiben, dafür seien sie zu vielfältig und zu Vieles zu widersprüchlich. Kämpchen bleibt sich treu, indem er noch einmal das weitest mögliche Spektrum seiner Alltagserfahrungen in Buchform darlegt. Ein geglückter und absolut lesenswerter Versuch für Menschen, die, wie er, eine Faszination für das seit 2023 bevölkerungsreichste Land der Welt empfinden.

Buchcover zu "Origins - Indigene Kulturen der Welt" von Nat Cordozo.

Ein Buch für junge Menschen empfiehlt Redakteurin Monika Schneider-Mendoza: Origins – Indigene Kulturen der Welt (Magellan Verlag, Bamberg 2024, 64 Seiten, 27,50 €) von der französisch uruguayischen Autorin und Illustratorin Nat Cardozo. Sie stellt anhand 22 gezeichneter Porträts und Geschichten die Lebensweise und Legenden verschiedener indigener Völker vor. Es geht um gegenseitige Anerkennung, Zusammenhalt und deren Verbundenheit mit der Natur. Bilder und Text sind in Zusammenarbeit mit Anthropolog:innen der nordargentinischen Universidad Nacional de Jujuy entstanden.


Vom Erheben und Erinnern

Buchcover zu "Frauenpower - Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung" von Rebecca June und Ximo Abadia.

Ebenso auch, aber nicht nur jungen Menschen sei das Sachbilderbuch Frauenpower – Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der Geschichtenerzählerin und Übersetzerin Rebecca June und dem spanischen Zeichner Ximo Abadía ans Herz gelegt (Prestel Verlag, München 2025, 64 Seiten, 21,50 €). Die beiden haben schon 2023 mit dem Buch Gemeinsam sind wir stark auf eindrucksvolle Weise illustriert, wie friedliche Proteste die Welt ein Stück weit verbessert haben. Im neuen Buch setzen sie fort und zeigen anhand von 13 feministischen Bewegungen, wie sich Frauen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart erfolgreich organisiert haben: Vom Zug der Marktfrauen nach Versailles 1789 in Frankreich bis zu den Demonstrationen gegen das diktatorische Regime im Iran im Jahr 2022. Auf schöne Weise packend und inspirierend, findet unsere Chefredakteurin Christine Tragler.

Buchcover zu "Erinnern in Zukunft - Aufrufe für plurales Erinnern" von Michael Podgorac, Anne Wiederhold-Daryanavard.

Apropos Geschichte. Im Gedenkjahr 2025 hat sie noch eine Leseempfehlung: Darüber, wie eine Gesellschaft ihre Geschichte erzählt, wessen Erinnerungen das öffentliche Bild prägen, und wie wir künftig erinnern wollen, haben Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen gemeinsam nachgedacht. Zu einem vielfältigen, inklusiven, pluralen Erinnern rufen sie im Sammelband Erinnern in Zukunft auf, herausgegeben von Michael Podgorac und Anne Wiederhold-Daryanavard (Mandelbaum Verlag, Wien 2025, 208 Seiten, 23 €). Das Buch ist zugleich Ausdruck und Weiterführung der gleichnamigen Initiative, die 2021 in der Brunnenpassage ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel: einen ehemaligen Luftschutzbunker unter dem Wiener Brunnenmarkt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihn in einen offenen Raum zu verwandeln – für Austausch, Beteiligung und eine lebendige demokratische Erinnerungskultur.

Geschichte(n) eines Suchtmittels

Buchcover zu "Rauch und Asche - Die geheime Geschichte des Opiums" von Amitav Ghosh.

Er hat es wieder getan. In Rauch und Asche – Die geheime Geschichte des Opiums (Matthes und Seitz, Berlin 2025, 432 Seiten, 28,80 €), das gerade auf Deutsch erschienen ist, umreißt der indische, in den USA lebende Autor Amitav Ghosh ebendiese. Schon vor 15 Jahren hat er sein detailreiches auf Archivrecherchen beruhendes Wissen über den Schlafmohn und die Opiumkriege in der tausende Seiten fassenden historischen Romantrilogie Ibis vorgelegt.

In seinem neuen Werk, einer Mischung aus Reisebericht, Memoiren und Essay, beleuchtet Ghosh die Anfänge des vom britischen Empire initiierten weltweiten Konsums und Handels, die Kriege um die Droge, die sich im 19. Jahrhundert in China abspielten, und ihre epidemischen Folgen, die sich heutzutage vor allem in den USA zeigen.

Wie immer nennt der Autor die Gewinner:innen von ausbeuterischen, kolonialistischen Handelsbeziehungen beim Namen und liefert Zahlen. Ein Beispiel: Ab dem 18. Jahrhundert war England der größte Drogenhändler weltweit. Innerhalb von 100 Jahren steigerte die britische Ostindien-Kompanie die Opium-Exporte vorwiegend nach Asien um 15.000 Prozent. Der von den Briten und den Niederlanden betriebene Opium-Export war also, wie Ghosh errechnet, eine der größten kommerziellen Unternehmungen der Menschheit: vor allem, auf Kosten indischer Landarbeiter:innen und chinesischer Drogenabhängiger. Gegenwärtig haben sich die Strukturen des Drogenhandels und die epidemischen Hotspots u.a. in die USA verschoben, nicht aber das immense Angebot und die weltweite Nachfrage. Und das Fazit der Redakteurin Christina Schröder zu Lesestoff von Ghosh: Man will ihn immer wieder lesen.

Digital

Globale Perspektiven – jederzeit, überall


6 Ausgaben pro Jahr als E-Paper

12-seitiger Themenschwerpunkt pro Ausgabe

12 x Extrablatt per E-Mail (redaktioneller Newsletter mit 3 Extra-Artikeln)

voller Online-Zugang inklusive Archiv

ab € 27 /Jahr
Abo Abschließen
Kombi

Globales im Blick mit unserem Kombi-Abo


6 Ausgaben pro Jahr als Print-Ausgabe und E-Paper


12-seitiger Themenschwerpunkt pro Ausgabe


12 x Extrablatt per E-Mail (redaktioneller Newsletter mit 3 Extra-Artikeln)

voller Online-Zugang inklusive Archiv

ab € 38 /Jahr
Abo Abschließen
Soli

Qualitäts-
journalismus schützen

Mit einem Soli-Abo leisten Sie einen ganz besonderen Beitrag für das Südwind-Magazin.

Und das schon mit € 14 monatlich.

Sie können zwischen dem Digital- oder Kombi-Abo wählen und erhalten zusätzliche Extras wie exklusive Berichte aus der Redaktion.

168 /Jahr
Abo Abschließen