Kein ganz gewöhnliches Leben

Von Renate Sova · · 2009/02

Baby Halder

Autobiographie. Aus dem Englischen übertragen von Annemarie Hafner. Draupadi Verlag, Heidelberg 2008, € 14,80

Baby Halder hat ein eindrucksvolles Buch geschrieben über ihre Kindheit und Jugend: mit vier Jahren von der Mutter verlassen, vom Vater immer wieder misshandelt, mit dreizehn Jahren mit einem doppelt so alten Mann verheiratet, der sie mehrfach fast zu Tode prügelt und missbraucht. Der Schmerz über den Verlust der Mutter, die ihr Leben prägende Sehnsucht und die verzweifelte Suche nach ihr sind im ersten Teil des Buches immer spürbar. Baby erzählt mit einfachen Worten und ohne Selbstmitleid ein Schicksal, das für Millionen von Frauen in Indien steht. Sie erzählt aber auch von den freudigen Momenten in ihrem Leben, den Begegnungen mit ihren Freundinnen, der Komplizenschaft mit dem kleinen Bruder, den freundlichen Gesten von Nachbarinnen und Verwandten.
Mit vierzehn bekommt Baby ihr erstes Kind und – selbst noch ein Kind – ist überfordert mit der Pflege ihres Sohnes, alleine gelassen von ihrem Mann, nur unterstützt von Nachbarinnen, die selbst in tiefer Armut leben. Nach vielen Jahren Ehe flieht sie mit ihren drei Kindern nach Neu-Delhi und sucht Arbeit als Dienstmädchen. Ihre Brüder wollen sie zu ihrem Mann zurückschicken, doch sie setzt sich durch, schläft mit den Kindern manchmal auf der Straße, wird ausgenutzt und muss immer wieder von vorne anfangen.
Doch ihr neuer Dienstgeber, ein pensionierter Professor, bemerkt ihre Begabung für das Erzählen und bestärkt sie nicht nur darin, Bücher zu lesen, sondern ihre Lebensgeschichte selbst niederzuschreiben. Tagsüber arbeitet sie und versorgt ihre Kinder, in der Nacht liest sie und schreibt ihre Erinnerungen in einfachen Worten nieder. Das Ergebnis ist ein erschütternder Bericht über das Alltagsleben eines Kindes und einer jungen Frau aus armen Verhältnissen in Indien. Die Originalausgabe in Hindi war in Indien schnell ein Bestseller und wurde bereits in viele Sprachen übersetzt.

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