Was sich in fünf Jahren „Schandfleck“-Preis getan hat …

Von Christina Schröder · · 2017/04

… und wie es um die soziale Verantwortung von Unternehmen und Politik (CSR) steht, erklärt Marieta Kaufmann, Geschäftsführerin des Netzwerks Soziale Verantwortung (NeSoVe).

Hat je ein Preisträger den „Schandfleck“ im Rahmen der jährlichen Verleihung persönlich entgegengenommen?

Nein. Es wurde uns ab und zu in Aussicht gestellt, aber schließlich kam es immer zu „Terminkollisionen“. Unternehmen wollen sich nicht in zivilgesellschaftlichem Kontext kritisieren lassen. Gewinnen politische Institutionen den Schandfleck, so finden wir es auch demokratiepolitisch äußerst bedenklich, wenn sie sich nicht der öffentlichen Kritik stellen.

Mit wem gab es im Anschluss an Nominierung oder Verleihung weiterführende Verhandlungen?

Beispielsweise kam es beim wegen Lohndumping nominierten Catering-Unternehmen und Schandfleck 2014-Träger Henry am Zug im Anschluss zu Verbesserungen. Mit Samsung Electronics entstand zumindest ein Dialog über Arbeitsbedingungen inklusive mündlicher Zusagen. Weil die Taten noch ausstehen, wurde Samsung aber nochmals nominiert.

Den Publikumspreis 2016 bekamen die Landesregierungen in Oberösterreich und Niederösterreich für die Neufassungen der bedarfsorientierten Mindestsicherung. Wie war die Reaktion?

Wir haben vage schriftliche, unbefriedigende Rückmeldungen bekommen, mehr bisher nicht. Das zeigt eben die Ignoranz gegenüber Kritik aus der Zivilgesellschaft.

Wie hat sich der Umgang mit CSR in den zehn Jahren seit der Gründung von NeSoVe verändert?

Anfangs gab es noch Hoffnung auf die freiwillige Erfüllung von CSR-Politik. Das hat sich aber mit der Finanzkrise erübrigt. Deswegen lobbyieren wir jetzt ganz stark für verbindliche Regelungen und Gesetze.

Warum ist der Schandfleck trotz der Ignoranz vieler Preisträger wichtig?

Er sensibilisiert die Menschen mittels konkreter Fälle, und die nicht enden wollende Liste der möglichen Nominierten zeigt, dass ein Umdenken des Verhältnisses zwischen Politik und Wirtschaft nötig ist. NeSoVe setzt sich für das Primat der Politik gegenüber der Ökonomie ein.

www.nesove.at

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