Workshop Korruption für Dummies

Von Redaktion · · 2013/03

Ein gutbürgerliches Lokal, schwere Holztische, die Kellnerinnen im Dirndl: Vorsichtig frage ich nach dem Hinterzimmer und werde sogleich von Kurt begrüßt. Kurt ist mein einziger Draht in die Szene der so genannten Verbindungen. Normalerweise lösche ich seine E-Mail-Einladungen sofort. Aber dieses Mal war das anders. Schließlich ging es um das Thema Korruption.

Der Vortragende, ein gewisser Ludwig Otto Käuflich, zog mich dann auch sofort in seinen Bann. Er stellte sich als Philosoph mit Schwerpunkt Ethik vor. Seine Frau lernte er beim Ball der sozial engagierten Waffenschieber kennen.

„Meine sehr geehrten Damen und Herren (mit Damen meinte er die Kellnerinnen), herzlich willkommen zu diesem Workshop zum Thema Korruption. Die gute Nachricht vorweg: Korruption ist erlernbar. Und dazu muss man nicht nach Kärnten fahren. Auch wenn das einige afrikanische Warlords versucht haben. Es bekommt halt doch nicht jeder ein Visum. Dabei könnten die Kulturen hier wirklich voneinander lernen.“ (Sanftes Grinsen der Anwesenden, einige murmeln etwas von „part of the game“). Der Schwiegervater habe ihn überredet in dieses Workshop-Geschäft einzusteigen. Sein großes Thema: Ethisch handeln auch bei krummen Geschäften. Ein Erotik-Studio als Niedrigenergiehaus konzipiert – wieso nicht. „Korruption wird immer als etwas in sich Böses dargestellt, aber ich sage immer, es kommt auf das WIE an. Ein kleiner höflicher Ladendiebstahl hat doch Charme!

Aber leider hat die junge Generation überhaupt kein Benehmen mehr: Wie willst du es als ungehobelter Rotzbube in der angewandten Korruption zu etwas bringen?“ Es gehe dabei nämlich – was leider falsch verstanden wird – um ein sich gegenseitig Helfen. Um etwas zutiefst Menschliches: „Dass man nämlich auch an seine Freunde denkt – und nicht nur an sich selbst.“ Und schon war er bei den Möglichkeiten für Korruptions-Einsteiger: „Das weite Feld der Genehmigungen, da steckt ja schon das Wort NEHMEN darin. (Verständnisvolles Nicken der Runde). Vor allem aber der ganze Bereich der Privatisierungen bietet sich an. Da wird etwas ausgeschrieben, da gibt man Tipps und schon ist eine Republik um ein paar Millionen leichter.“ Ideale Voraussetzungen sind dabei immer Staaten, in denen die Untertanen-Mentalität noch nicht ausgestorben sei.

„Jetzt noch kräftig Stimmung für die Wasser-Privatisierung machen – dann ist für uns alle etwas dabei.“ Zum Glück hatte ich Bier bestellt. Mineralwasser hätte mir dann sicher nicht mehr geschmeckt. 

Georg Bauernfeind ist Kabarettist und Publizist in Wien. Programm und Termine auf www.georg-bauernfeind.at

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